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Jul 11 2011

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Night of the Prog Festival VI, Loreley 2011: Dream Theater, Haken, Vanden Plas, IQ, Anathema, RPWL

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Buehne

 

Es ist vollbracht! Das Festival des Jahrzehnts, zumindest könnte man das meinen, ist Geschichte und es war gigantisch. Wenn an einem Tag Prog-Rock/Metal Legenden wie Dream Theater, IQ und Vanden Plas mit Haken, dem neuen Stern am Progressive-Firmament zusammentreffen, kann es nur gut sein. Und war es auch.

 

Der Tag startete mit Haken. Ja, sie sind noch unbekannt, und ja, es war ihr erstes Festival und Open Air Konzert (O-Ton Ross Jennings), und ja, der Tontechniker war wohl noch nicht ganz ausgeschlafen beim Abmischen, aber meine Güte, was haben die Jungs abgeliefert. Was in dieser Stunde von dieser Band an Prog-Gewitter abgefeuert wurde, sucht seinesgleichen. Dafür bietet ihr Debut!-Album „Aquarius“ auch besten Stoff: von zartesten Tönen bis hin zum fiesesten Growling, von konzertanten Klavierpassagen bis hin zu Head-Banging-Half-Time Metal, von einfacher Ballade bis hin zu zutiefst verspielten Instrumental-Solos: es war alles dabei, was das Prog-Herz höher schlagen lässt. Der Sänger war in bester Verfassung, die Stimmung auf der Bühne fantastisch. Diese Band ist der Geheimtipp und -favourit in der Szene. Ihr werdet sehen: die Jungs schaffen es noch weit nach oben. Und ganz nebenbei sind sie noch so unglaublich sympathisch, dass, wenn man sie später auf dem Festival-Gelände trifft, sie mit dir ein Bierchen zischen und ein paar Minuten einfach nur „quatschen“. Toll.

Hört mal rein: HAKEN – Celestial Elixir

 

Das Festival ging weiter mit Vanden Plas, die gerade deutschen Prog-Fans ja ein wohlbekannter Begriff sein dürften. Sehr sympatisch, mit voller Power und Inbrunst, aber leider ein bisschen zu leise (Guten Morgen, Herr Techniker!), rockten sie die Bühne, mit einem bunt zusammengestellten Song-Blumenstrauß. So erklangen einige Songs ihres neuen Albums „The Seraphic Clockwork“, aber auch alte Hits. Alles in allem ein wirklich gelungenes Konzert, das dem Publikum so manchen Zugabe-Schrei entlockte. Vanden Plas – Holes in the Sky

 

Der Festival-Staffelstab wurde überreicht an RPWL, die vom Moderator des Tages (dessen Englisch, und das MUSS hier erwähnt werden, nun ja, sagen wir, „stark verbesserungswürdig“ war), als New-Modern-Prog angekündigt wurden, worüber sich der Sänger der Kombo dann auch gleich ironisch zu äußern wusste. Und schon ging’s los. Das einzige Problem an der Sache war, dass die Musik nicht wirklich Prog-Rock war. Etwas seelen- und ideenlos wurde Musik dahingespielt, für die ich leider keine bessere Beschreibung finden kann, außer: „stinknormale“ Rockmusik. (Hier hören) Das ist nicht bös‘ gemeint, denn gefällig war es schon, was die Jungs spielten, aber der Funke wollte einfach nicht so recht überspringen. Vielleicht war ich auch nur ein wenig erschöpft von den zwei Konzerten zuvor und der Sonne, denn die war an dem Tag beinahe zu gütig: es brannte und brannte. Ich weiß es nicht. To cut a long story short: ich ging zum Entspannen auf den Loreley-Felsen und lauschte den Klängen von ferne.

Um eine Stunde später wieder zurückzukehren.

Was nun folgte, war wohl Progressive-Rock in seiner Reinform. IQ gaben sich die Ehre. Wenn man sich Definitionen zum Thema Neo-Prog durchliest: DAS sind IQ. In jeder Hinsicht. Da werden ganz konsequent hooklines verzögert oder gar ganz ausgelassen, Wiederholungen sind Mangelware, die Melodielinien ziehen sich in ungeahnte Längen, Solos werden zelebriert, Klangwelten entworfen und wieder zerstört. Wenn man diese Band und ihr Werk nicht kennt, wird das Ganze schwierig beim Ersthören. Und Zweithören. Aber es waren jede Menge IQ Fans anwesend, die ihre Band gebührend zu feiern wussten. Interessant ist diese Musik allemal, lasst euch faszinieren: IQ – Frequency

 

Es folgte nolens volens eine längere Pause. Einerseits, weil die Vorbereitungen auf einen Dream Theater Auftritt natürlich sowieso etwas länger dauern, aber es gab auch Probleme beim Soundcheck. Zunächst wurde jedoch Mike Manginis Drumkit hereingerollt, was für erste Ausrufe des Erstaunens sorgte. Mangini ist der neue Drummer von DT, wahrscheinlich möchte er mit diesem Kit auch optisch für eine Abwechslung von Mike Portnoy sorgen. Dessen Kit war schon immer ein Monster, aber was dort nun hereingeschoben wurde, war dann wohl the King of Monsters: eher ein Schlagzeugraum, denn -kit. Dummerweise gab es nun massive Probleme mit dem Abnehmen der bassdrums. Immer wenn der Roadie in die Fußmaschine trat, gab es einen ohrenbetäubenden, markerschütternden Ton, der für viele erschrockene, aber auch empörte Gesichter sorgte. Nachdem nach einer halben Stunde des „Rumprobierens“ (in der Zwischenzeit wurde dieser Basston noch gefühlte 100 mal ange“droschen“) das Problem immer noch nicht gelöst war, kam man wohl auf die Idee, das bassdrum von einem anderen Mischpult aus abzunehmen, was das Konzert zumindest rettete, allerdings war das bassdrum von nun an generell zu laut. Schade. Dadurch wurde insbesondere zu Beginn einiges vom Klang kaputtgemacht.

Dennoch: das Konzert, das Dream Theater danach ablieferten, war allererste Sahne. Die Songauswahl war exzellent, es war eine Reise durch 25 Jahre Bandgeschichte, aber auch ein Song vom neuen Album „A Dramatic Turn of Events“ (wie passend) wurde präsentiert. Mit jedem Song wurde auch der Sound besser, so dass man am Ende den Count of Tuscany in all seiner Pracht genießen konnte. Sänger James LaBrie war in Topform, Mike Mangini scheint sich perfekt in die bestehende „family“ einzufügen (das Publikum wurde offiziell gebeten, ihn nun in die „family“ aufzunehmen), man hörte John Myung! und Jordan Ruddess kann seine Taste nun um 45 Grad neigen UND drehen. Und was soll man schon zu John Petrucci sagen? Er ist ja nun wohl der inoffizielle Chef der Band. Er macht seine Sache augenscheinlich gut, denn Stimmung on stage war so gut, wie ich sie selten, bzw noch nie erlebt habe. Und sein Gitarrenspiel braucht wohl keine Erläuterung, einfach nur göttlich. (Wobei er sich einmal verspielt hat! Herrlich! Er hat doch menschliche Finger…)

 

Auf jeden Fall brannten die fünf Jungs ein musikalisches Feuerwerk ab, das ihrem Status als Topact des Tages und Superstars des Progressive Metal voll und ganz gerecht wurde. Dream Theater – On the Back of Angels

 

Und danach? Nun ja, Anathema wurden wohl gebucht und an diesen Slot gesetzt, um das Festival etwas ruhiger ausklingen zu lassen. Das ging perfekt auf. Die Songs der Band läuteten das Ende wunderbar ein. Leider war das bassdrum bei ihnen unverhältnismäßig laut, so dass man in Nähe der Bühne Angst bekam, Herzrhythmusstörungen zu bekommen. So genoss ich die Songs von etwas weiter entfernt, und verließ ausgelaugt, aber vollkommen zufrieden mit tausenden Melodien im Ohr das Festivalgelände. Anathema – Dreaming Light

 

Wart ihr auch dort? Kommentiert!

Tommy

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Aug 19 2009

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Glorreiche Halunken, 15.08.2009, Volkspark Borna

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Seit es die „Böhsen Onkelz“ nicht mehr gibt, erfreuen sich deren Coverbands immer größerer Beliebtheit. So ges(ch)ehen am vergangenen Samstag auf der Bühne im Volkspark Borna. Die vier Jungs aus Zeitz (Sachsen-Anhalt) verpflichteten diesmal keine Vorband, sondern gaben sich selbst die Ehre und einige Stücke anderer Bands zum Besten. Dies stieß allerdings beim Publikum nicht unbedingt auf offene Ohren. „Wir woll´n die Onkelz hör´n…“ gröhlte der Mob. Einige wenige wurden an der Bühnenkante noch deutlicher resp. persönlicher.

Daher gab man das Vorhaben relativ schnell auf und machte der Hauptband des Abends Platz. Die „Glorreichen Halunken“ (nun als reine Onkelz-Cover-Band) begeisterten ihr Publikum vom ersten bis zum letzten Lied. Einen recht umfassenden Querschnitt durch 20 Jahre Bandgeschichte der wohl umstrittensten deutschen Band gab es für die etwa 500 Zuschauer – von Klassikern wie „Kneipenterroristen“ oder „Dick und durstig“ bis hin zu neueren Werken wie „Terpentin“ .

Trotz kurzer Unterbrechungen durch Schlägerei (nicht schön) und ein Feuerwerk (schön) war das Konzert eine gelungene Sache. Musikalisch standen die Kopien dem Original in nichts nach. Und wenn, hätte es der gemeine Hörer sicher weder gemerkt noch übel genommen.

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Apr 05 2009

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Pink Floyd Project am 21.03.2009 in der Kulturfabrik Hoyerswerda

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Nun ja, es reichen wahrscheinlich zwei Worte: Pink Floyd!!! Wenn man die Augen zugemacht hat, war das Feeling da, die Musiker der PFProject haben ihre Sache wirklich gut gemacht. Es stimmte vieles bis ins Detail, auch die kleinen Soundschnipseleinspielungen. Die Kombo spielt in der Besetzung noch nicht allzu lange, das merkte man ein wenig zu Beginn, wenn man die ein oder andere kleine Unstimmigkeit bemerken konnte, aber sie spielten sich warm. Auch ein kurzer Totalausfall der PA konnte sie dann nicht mehr stoppen. Es flutschte, wie man so schön sagt. Ohne große Ansagen, dabei aber durchaus sehr freundlich und mit dem obligatorischen Whisky zum Konzertende.

Mein Fazit: Für den Pink Floyd Fan ein wahrer Genuss, für den Laien eine gute Gelegenheit, dieser Ausnahmeband mal live näher zu kommen, auch wenn es nicht die echten waren. Schön.

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Mrz 26 2009

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Gary Moore, 25.03.09, Dresden, Alter Schlachthof

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Mein Blues-Aufnahme-Kontingent für dieses Jahr ist erst mal voll – nein, war nur Spaß! Zumindest gab es davon gestern reichlich: Blues-Rock mit minutenlangen Gitarrensolo-Eskapaden, mit einer derart in den Vordergrund gemischten Gitarre, dass der Gesang manchmal (zumindest am Anfang) kaum noch durchkam – aber wer will schon Gesang hören 😉 . Gary wechselte zwischen Telecaster und Gibson, einen klassischen Marshall-Stack im Rücken. Er nahm sich zwischendurch auch die Zeit, in aller Ruhe seine Gitarre zu stimmen und reagierte dabei humorvoll auf die Zwischenrufe des Publikums. Auf der Bühne standen übrigens 4 Leute: Gitarre, Bass, Drums und Orgel. Schöner, fetter Gitarrensound, so in den Vordergrund gemischt, das z.B. die Orgel kaum zu hören war – aber wer will schon die Orgel hören 😉 . Die Band hinter Gary Moore verhielt sich ohnehin eher passiv.

Die Setlist wich in keinem Song vom Blues ab. Es begann mit dem Album Titelsong “Bad for You Baby”, kurz vorm Schluss gab es “Walking by Myself” und der letzte Song hieß “Parisienne Walkways”, der dauerte gefühlte 20 Minuten, zumindest mit dem Solopart nach dem ende des eigentlichen Songs.

Fazit: Ich fand’s geil!

 

P.S. Die Vorband bestand aus 3 Leuten und spielte – wie soll es anders sein – Bluesrock. Den Name der Band habe ich nicht verstanden!

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Jun 05 2008

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Metallica im Slavia-Stadion Prag 3. Juni 2008

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Dank Schengen ist Prag wieder ein Stückchen näher an Dresden gerückt und somit noch weniger ein Grund, NICHT eine kleine Reise auf sich zu nehmen, um vier ältere Herren beim musizieren zu bejubeln.

Ziel unserer kleinen Odyssee war das Fußball-Stadion des SK Slavia Prag. Das Stadion wurde gerade im Mai fertig gestellt und nach Ansicht eines Herrn Hetfield „built for Metallica“.

Eintrittskarte Metallica in Prag 2008-06-03

Es sollte also 19 Uhr losgehen. Man hatte zwei Vorbands verpflichten können: Machine Head und Mnemic.

Wir erreichten also relativ pünktlich das Stadion. Drinnen knüppelte bereits eine Kapelle bzw. hielten wir es für einen Soundcheck. Bratwurst, Bier und rein. Unvorstellbare Menschenmassen! Platz gesucht und gefunden. Gegen halb 8 schellten die ersten Pfiffe.

Ein Intro! Ein Intro! Ennio Morricone. Wie aus dem Nichts sprangen vier Herren auf die Bühne und bretterten einem sprichwörtlich den Schädel vom Hals. METALLICA! Dem aufmerksamen Leser stellt sich nun die Frage: wo waren die Vorbands? Tja, wie es der Name schon verrät, werden diese wohl vorher gespielt haben.

Dies tat letztendlich der Stimmung keinen Abbruch, denn Metallica spielten tatsächlich den kompletten Abend NUR die alten Klassiker! 2,5 Stunden Speed Metal, Balladen und Rock pur.

Einziges Manko war ein etwas zu mulmiger Sound. Man konnte beispielsweise den Bassisten (Robert Trujillo) mehr spielen sehen als hören.

Hier mal die Setliste in nicht garantierbarer Reihenfolge:

Extasy of gold

Creeping Death

For whom the bell tolls

The four horsemen

Ride the lightning

Fade to black

Unforgiven

Nothing else matters

Master of puppets

Harvester of sorrow

Seek and destroy

One

Enter sandman

Als die Dämmerung zuschlug, trug sich noch ein Feuer- und Donnerwerk zu, das seinesgleichen IN einem Stadium sucht.

Alles in allem ein rundum gelungener Abend, der nach Wiederholung schreit.

Persönliches Fazit: böse gucken macht cool!

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Mai 11 2008

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Renft in der KuFa Hoyerswerda 10.05.2008

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Hallo Freunde.

Gestern hab ich mir die Ostrock-Legende Renft angeschaut. Leider sind in letzter Zeit drei der Stammmusiker gestorben und so soll die derzeitige Tour eine „Tribute-to“ Tour sein.

Es waren etwa 200 Leute gekommen, um zu lauschen. Der Sound war wirklich gut, die Leute hatten ihre eigenen Techniker am Mischpult stehen. Einziger Kritikpunkt insbesondere am Anfang war der zu Bass- und Mittenlastig abgestimmte Gesang, der ein Verstehen der Texte als „Nicht-Kenner“ quasi unmöglich machte. Das wurde zwar später noch leicht geändert, aber wirklich viel besser wurde es den ganzen Abend über nicht. Sicherlich ein Manko bei einer Truppe, die den Großteil ihrer Berühmtheit über gute Texte erlangt hat. Aber der Gesamtsound war wie gesagt insgesamt so gut, dass man sich auch nur an der Musik mit gehörtem, aber eben nicht verstandenen Gesang erfreuen konnte.

Die Musik von Renft ist relativ facettenreich, erinnert dabei immer stark an Blues, allerdings muss ich sagen, dass es mir irgendwie schwerfiel gewisse Höhepunkte im Programm zu finden. Ab Song 5 fing das Konzert an, vor sich hin zu „plätschern“ – anders kann ich das nicht gut ausdrücken. Das ist nicht wirklich negativ gemeint, sondern wahrscheinlich größtenteils eine Geschmacksfrage. Besonders hervorzuheben ist allerdings der Gitarrist der Truppe, der mit wirklich gekonntem Spiel und Spielfreude einige tolle Akzente setzte. Auch die Stimmen der vier Herren – jeder durfte mal ans Mikro – präsentierten sich erfreulich kraftvoll und tonsicher: von klar gesungenen Passagen, über Satzgesang bis hin zum „Cockerschen Urschrei“ – die ganze Palette rockmusikalischer Gesanglichkeiten wurde hier präsentiert. Und dann kamen doch noch 3 Höhepunkte. Ganz zum Schluss, in den Zugaben: „Allright Now“ von Free, dann für die Fans „Wer die Rose ehrt“ und als wirklicher Kracher ganz zum Schluss: „Born to be wild“. Ein wirklich gelunger Abschluss des Abends.

Tommy

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